Mado Dubois und Susi Saxer über die Senior:innen-Laientheatergruppe Senior Lab
«Ein tolles Erlebnis!»
Die queerAltern-Mitglieder Mado Dubois und Susi Saxer nahmen am Senior-Lab-Theaterprojekt zum Thema «Träumt!» teil, das Ende November 2023 im Kulturmarkt in Zürich zur Aufführung gelangte. Im Gespräch mit queerAltern erzählen die beiden, wie sie das Jahr mit der Laientheatergruppe Senior Lab verbracht haben und warum sie wieder mitwirken.
Mado Dubois (oben) und Susi Saxer in Aktion im Stück «Träumt!»
Mado und Susi, ihr habt von Ende 2022 bis Ende 2023 beim Senior Lab mitgewirkt, wart an der Entwicklung des Theaterstücks «Träumt!» dabei und seid im Stück auch als Schauspielerinnen aufgetreten. Wie habt ihr dieses Jahr erlebt?
Susi: Das Jahr war für mich äusserst spannend. Ich habe einiges über mich neu erfahren, und es gab innerhalb der Gruppe anregende Diskussionen.
Mado: Auch für mich war es sehr spannend. Angenehm war, dass man langsam reinkommen konnte. Am Anfang fand jeden Monat ein eintägiger Workshop statt, dann pro Monat zwei – bei einer zweimonatigen Sommerpause. Man verpasste den Anschluss nicht, wenn man einmal fehlte.
Was hat euch besonders gut gefallen?
Mado: Das Gestalten während den Proben und später beim Spielen. Und natürlich war der Abschluss mit den Aufführungen der Höhepunkt des Jahres. Ein tolles Erlebnis. Am Anfang gingen wir locker und spielerisch an die Sache heran, mit der Zeit wurden die Proben zunehmend intensiver. Im Monat vor den Aufführungen hatten wir eine Phase, in der wir jeden Tag probten.
«Ron hat als Regisseur und in der Arbeit mit Laien eine lange Erfahrung, ebenso in der Entwicklung von Theaterstücken.»
Jeden Tag?
Mado: Ausser am Wochenende. Doch wir probten jeweils nicht den ganzen Tag.
Susi: Regisseur Ron Rosenberg machte vielleicht an einem Morgen Einzelgespräche oder er probte mit einer kleinen Gruppe, sodass wir manchmal erst am Nachmittag zum Einsatz kamen.
Das Stück «Träumt!» entwickelte die Gruppe zusammen mit Ron völlig neu. Wie stark konnten sich die Teilnehmer:innen in den Inhalt des Stücks einbringen?
Susi: Alle konnten sich einbringen. Als Inspiration gingen wir von Shakespeares «Der Sturm» aus. Wir schrieben auch selber Texte und lasen sie einander vor. Von diesen Texten und auf der Basis von Gesprächen entwickelte Ron den Ablauf des Stücks. Klar, trugen nicht alle gleich viel zum Inhalt bei, doch Ron bemühte sich, dass von allen etwas dabei war.
Mado: Von meinen Texten kam eigentlich wenig ins Stück, trotzdem bekam ich eine grössere Rolle. Das heisst, dass man nicht nur die eigenen Texte vortrug, sondern auch Texte von andern.
Verteilte Ron die Rollen oder konnte man Wünsche anbringen?
Susi: Ja. Er sagte zum Beispiel: «Mado, das ist eine Szene für dich, spiel sie doch mal.» Ich habe mal eine Szene gespielt, da wusste ich gleich, dass diese nichts für mich ist. Ron gab mir recht. Er liess die Szene dann von mehreren ausprobieren und wählte die Person, die sich am besten für diese Textstelle eignete.
Mado: Ron schlägt vor, wie man eine Szene angehen könnte und gibt Raum zum Improvisieren. Er beobachtet genau und merkt sich, was den Einzelnen gut gelingt – und integriert dies entsprechend in den Ablauf. So entstand zum Beispiel die Anfangsszene mit dem «Mää, mää, mää», während wir etwas herumgeblödelt haben. Damit probierten wir x Varianten aus.
Wie war die Zusammenarbeit mit den bisherigen Senior-Lab-Mitgliedern?
Susi: Wir bestanden aus sechs neuen und sechs bisherigen Mitgliedern. Neben Ron waren die Beteiligten für mich der Hauptgrund, um überhaupt mitzuwirken. Es machte einfach Spass, mit diesen interessanten Menschen Zeit zu verbringen und mit ihnen etwas zu entwickeln.
Wie war die Zusammenarbeit mit Ron?
Susi: Sehr gut. Er hat als Regisseur und in der Arbeit mit Laien eine lange Erfahrung, ebenso in der Entwicklung von Theaterstücken. Und er versteht es, zu begeistern.
Mado: Ron weiss einfach sehr viel, kann auch gut erzählen. Wir unternahmen neben der Probenarbeiten mit ihm einiges zusammen, besuchten zum Beispiel Theateraufführungen. Im März reisten wir gemeinsam nach Berlin und schauten uns im Gorki-Theater das Stück an, das er zusammen mit den Golden Gorkis erarbeitet hat – der Berliner Partnergruppe des Senior Lab. Mit den Gorkis zusammen organisierte Ron in Berlin einen Workshop, und ein paar der Gorkis kamen später nach Zürich und schauten sich «Träumt!» an. Am Tag nach den Vorstellungen führte Ron wiederum einen gemeinsamen Workshop durch.
Susi: Und zum Auftakt der Schlussphase führten wir im September einen Workshop im Tessin durch.
Konntet ihr als lesbische Frauen etwas von eurer Art in die Gruppe hineinbringen?
Susi: Direkt eigentlich nicht, indirekt schon. Wir waren das einzige Paar in der Gruppe und die einzigen queeren Personen. Wir fühlten uns wohl und völlig akzeptiert
Das Thema des Stück im Jahr 2024 ist «Queeres Altern». Habt ihr in der Gruppe bereits darüber gesprochen?
Susi: Alle wissen, um welches Thema es sich handelt. Dass im Stück ein Sprechchor vorkommt und dass es Rollen gibt, die kleiner oder grösser sind.
Gab es Einwände zum Thema?
Susi: Probleme hat niemand damit, doch noch nicht alle wissen, ob sie bei diesem Thema mitwirken möchten. Ron ist jetzt am Zug, Überzeugungsarbeit zu leisten. Und wir sehen uns in der Rolle, ihn dabei zu unterstützen. Es geht bei diesem Thema auch um das gesellschaftliche Zusammenleben. Die Auseinandersetzung zwischen queeren und nicht-queeren Menschen wird spannend werden.
Wie würdet ihr jemand überzeugen, mitzumachen?
Susi: Dass es nicht nur ums Mitwirken in einem Theaterstück geht, sondern auch, dass man neue Seiten an sich selbst entdecken kann. Ich zum Beispiel habe vorher noch nie Theater gespielt. Ich merkte beim Improvisieren schnell, dass mir das Spielen grossen Spass macht.
Mado: Mich faszinierte es zudem, zu verfolgen, wie eine Theaterproduktion entsteht. Ich hatte keine Ahnung, wie eine solche zustande kommt. Ausser dem Spielensemble waren alles Fachleute dabei.
Susi: Für Regie, Licht, Kostüme, Kameras, die während des Stücks zum Einsatz kamen, waren alles Fachleute am Werk. Das gab uns Sicherheit, wir fühlten uns gut betreut. Zudem haben wir mit einer Bewegungstherapeutin gearbeitet. Ron ist da gut vernetzt. Für die Proben des Sprechchors im Projekt «Queeres Altern» wird er ebenfalls eine Fachperson beiziehen.
Die Fragen stellte Christian Wapp am 15. Januar 2024.