Barbara Bosshard an der ETH Hönggerberg

Studienlehrgang «Architecture and Care»

Barbara Bosshard an der ETH Hönggerberg

Der ETH-Studienlehrgang «Architecture and Care» befasst sich u.a. mit Fragen, wie sich sich verschiedene Lebensformen auf die Arbeit von Architekt:innen auszuwirken haben. QueerAltern-Präsidentin Barbara Bosshard wurde im Rahmen dieses Lehrgang am 28. Februar 2023 eingeladen, über queerAltern und queere Menschen zu referieren. Ihr Bericht.

Gegen 30 junge Menschen umgeben mich an diesem Morgen Ende Februar. Wir sitzen an einem riesigen Arbeitstisch an der ETH Hönggerberg, im Büro der renommierten spanischen Architektin, Professorin Anna Puigjaner aus Barcelona. Die Studierenden belegen den neu geschaffenen Studienlehrgang «Architecture and Care», der sich u.a. mit Fragen befasst, wie die Gesellschaft Körper und ihre Abhängigkeiten durch die gebaute Umwelt definiert und reguliert. Für Zürich sollen in diesem Lehrgang alternative Szenarien entworfen werden, in denen unkonventionelle Beziehungen, neue Pflegepraktiken und Formulierungen von Verwandtschaft entstehen.

Und nun sitze ich also hier, als erste Externe und referiere über unser Projekt «Espenhof – wir leben Vielfalt!», das queerAltern mit der Stiftung Alterswohnungen der Stadt Zürich (SAW) und Gesundheitszentren für das Alter (GFA) entwickelt. Um verständlich zu machen, weshalb ein solches Projekt notwendig ist, habe ich mein Referat in vier Kapitel aufgebaut: Gesellschaftliche Prägung/en, Care, Safer Spaces und Lebensort/e für Queers.

Ich versuche zu erklären, weshalb unsere queeren Biografien anders geprägt worden sind als heteronormative. Dabei hole ich aus, beginne 1930, damals als unser Mitglied Ernst Ostertag geboren wurde. Welche bewussten, gesellschaftlichen Ausgrenzungen er durchlebte. Dafür habe ich vor wenigen Jahren eine Tabelle erstellt, die auf einer Zeitachse für uns wichtige, oft einschneidende Erfahrungen aufzeigt. Zum Beispiel auch, dass ich mit meiner gleichgeschlechtlichen Liebe von der WHO bis 1992 als krank erklärt hat – damals war ich 41jährig.

Nach diesem Exkurs berichte ich über all unsere Aktivitäten, die dazu da sind, sich zu treffen und sich zu vernetzen. Dass queere Menschen dafür auch safer Spaces, sicherere Orte benötigen und wie Quartiere gestaltet werden sollten, damit alte, auch alte queere Menschen, am gesellschaftlichen Leben teilhaben können.

Das Interesse der Studierenden war riesig. Es hat richtig Freude gemacht und ich denke, es gelang mir, die jungen Menschen zu sensibilisieren, was es heute noch immer heisst, ein queeres Leben zu führen.

Barbara Bosshard, 28. Februar 2023

Links zu Anna Puigjaner:

https://www.maio-architects.com/

https://wohnforum.arch.ethz.ch/veranstaltungen-netzwerk/veranstaltungen/athena-lecture-series/anna-puigjaner.html